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02 Touchdown in Islamabad

  • Autorenbild: Lukas Nagy
    Lukas Nagy
  • 15. Juni 2022
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 18. Juni 2022

Datum: 15.06.22 Location: Islamabad

Magendarmflora: gehts einwandfrei

Während ich den Blogeintrag schreibe, liege ich im Zug in der Business Class nach Lahore und habe 5 Stunden zum Reflektieren:

Was ich sehe.

Was mein Handys sieht.

Was ich mir parallel einverleibe, irgendwas aus Maismehl.

Sitzplatz in der Mitte

03:50 Kawums - Landung in Islamabad (ISL), Soliman links von mir und Eddie rechts von mir lachen wegen der holprigen Landung. „What a shitty landing” - Eddie ist Business Owner, kommt aus Rawalpindi (Pindi), der südlichen Zwillingsstadt von ISL, und wohnt in Houston, Texas. Er reist mit seiner 4-köpfigen Familie an, in Istanbul waren sie zuvor 3 Tage shoppen. Soliman ist Dr. mit Spezialisierung auf Diabetes, er kommt von einer Konferenz in Istanbul und wurde mit den Türken nicht warm.

Wir kommen schnell ins Gespräch, vom Hölzchen aufs Stöckchen, 3undhalb Stunden später läuft mir das Wasser im Mund zusammen wegen ihrer Einführung in die pakistanische Küche, besitze ich eine lange Liste an Empfehlungen und Funfacts über die pakistanische Gesellschaft und fühle mich sehr willkommen, habe Schiss, dass mein Waschbrettbauch bis zum Start der Wandertour in drei Wochen in einen Hängebauch expandiert. Zuvor, nach ein paar Minuten Unterhaltung mit Soliman, bietet er an, mein Gastgeber in seinem Haus zu sein oder mich zumindest von seinem Fahrer in die Stadt bringen zu lassen. Wir tauschen Nummern aus, letztendlich verabschiedet er mich mit „you can call me anytime”. Wow, ich muss mit dieser Gastfreundschaft erstmal zurecht kommen.

The Host

04:30 Shahzaib Jamil ist 27, hat seinen Master in Human Resources abgeschlossen und ist Anteilhaber eines Unternehmens im Währungsbusiness mit mehreren Wechselstuben. Er war zuletzt in Europa reisen. Zur Begrüßung gibts direkt eine Umarmung, er trägt einen weißen Salwar Kameez, wie eigentlich jeder hier einen in irgendeiner Farbe trägt. Er ist sehr kommunikativ und mir direkt sympathisch. Wir laufen aus dem Flughafengebäude Richtung seines Autos und wusch mich erwischt die feuchtheiße Wand des tropischen Klimas von Islamabad.

Im Laufe der nächsten zwei Tage erfahre ich, was einen perfekten Couchsurfing Gastgeber ausmacht:

- da sein Haus kurzfristig von seinen Tanten-auf-Besuch belegt ist, hat er zunächst ein Bett für einen Powernap im Haus seines Kumpels organisiert (für mich auch die erste Erfahrung mit einer Squattoilette, geht erstaunlich gut)


Ich, Shazis Kumpel und Shazi in Shazis Kumpel seiner Hütte.

- nach einem Frühstück fahren wir zusammen zum ZONG Service Center und organisieren mir eine Simkarte

- er leiht mir seine Metrokarte und 8500 Rs (40€) Bargeld, er kennt mich erst seit einer Halbestundeautofahrt und für ihn ist das ordentlich viel Geld

- danach geht es weiter zu einem Airbnb, das anscheinend seine Firma zahlt: ein recht sauberes Zimmer mit zwei sauberen Doppelbetten, guten Matratzen, Dusche und europäischer Toilette ohne Toilettenpapier (danke Mama, dass du mich nicht ohne Feuchttücher hast gehen lassen :-D)

- Shazi geht arbeiten, schickt alle paar Stunden eine Nachricht, ob alles in Ordnung sei


Frischgeduscht liege ich auf dem Laken, lasse mir von oben Luft zupropellern und muss erstmal klarkommen. Es ist schon ein verdammt angenehmes Gefühl, als Tourist nicht die ganze Zeit verarscht zu werden und überlegen zu müssen, ob man jemandem vertrauen kann. Jedenfalls die ersten Stunden nicht, jetzt nicht direkt leichtgläubig werden …



Islamme Tag 1

Der Touribag ist mit allen essentiellen Dingen gepackt und los gehts in die Mittagshitze. Durch seine Lage in tropischen Breiten, an den westlichsten Ausläufern des Himalays den Margalla Hills, ist Islamabad eine erstaunlich grüne Stadt mit vielen Parkanlagen und schattenspendenden Bäumen. Mit Offlinekarten und Offlineübersetzern steppe ich durch die Stadt bis zum empfohlenen Kabul-Restaurant. Dort hingesetzt soll ich erstmal vom Essen der Nebensitzer probieren bevor ich bestelle. Neben mir sitzt eine afghanische Familie, die mir gegrillte Rinderspieße und Naan anbietet. Ich bedanke mich und bestelle noch mehr. Es wird ein gegenseitiges Teilen, ich biete ihnen zuvor gekaufte Kirschen an, alle sind happy.




Weiter geht es in Richtung Innenstadt, vorbei an Bauarbeitern und Verkäufern, die in dieser Hitze schaffen müssen. Einer von ihnen ist ein kleiner Junge, der auf einer Decke nahe der Straße Masken verkauft. Corona scheint in Islamabad nicht wirklich stattgefunden zu haben, Masken müssen nicht und werden nicht getragen, ein Abstand ist seltenst einhaltbar. Durch die grundsätzlich vorgeschriebene Körperhygiene der Muslime ist dieser Aspekt zumindest für mich unbedenklich. Außerdem stehen überall Desinfektionsmittel und ich hab schon einige Hände geschüttelt. Demnach wird jedoch der Junge kein großes Geschäft machen. Er freut sich über die restlichen Kirschen und den Reis.

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Spontan entscheide ich mich fürs Pakistan Monument. Über die Platform Uber ist sehr leicht ein Taxi gebucht, und rein in den verrückten Linksverkehr. Auf der Anhöhe angekommen geht es weniger um die Historie sonder eher um das passende Selfie. Ich sitze keine zwei Minuten nahe des Eingangs und schon kommt Habib auf mich zu, ein 21 jähriger Student aus der Swat Region im Nordwesten, nicht gerade bekannt für seine herzlichen Menschen. Stolz zeigt er mir viele Bilder seiner wirklich wunderschönen Heimat und läuft mit mir am Monument herum, nachdem er darauf bestanden hatte, mir den Eintritt zu zahlen. Nach kurzer Zeit sind wir zu viert unterwegs.


(Ich kann mir leider nicht alle namen merken) Habib rechts im Bild.

Einwurf: Am Ende des Tages habe ich 10 neue Instagramfollower, einige Selfies und diverse neue Whatsappchats. Am häufigsten werde ich gefragt wieso ich nach Pakistan gekommen bin und wie es mir gefällt. Meistens werde ich gefragt, ob man zusammen einen Tee trinken geht. Nach meiner Religion wurde ich noch nicht gefragt. Außerdem bitten mich die meisten, meine Familie und Freunde über die positiven Seiten von Pakistan aufzuklären, sie sind teilweise tief enttäuscht über das vermittelte Bild.




Islamabad Funfacts:


- Anerkennung Hauptstadt: 1967, aufgrund der strategisch und klimatisch vorteilhaften Lage im Vergleich zum südlichen Karachi. In den 60ern wurde die Stadt schachbrettartig großräumig erweitert.

- Stolz: die Pakistani sind sehr stolz auf ihre Hauptstadt, mehrere Male wurde mir erzählt, dass sie weltweit die Zweitschönste sein soll. - Bikesharing: Sogar in Islamabad gibt es eine Sharingplatform. Die EzBikes sind kleine Elektromopeds, mit denen man umgerechnet für 4 ct/min durch bestimmte Stadtviertel fahren kann.


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Der Tag endet mit einem kurzen Besuch der wunderschönen Faisal Moschee von Außen und einer längeren Taxifahrt mit Muhammad. Muhammad ist 28, ein humorvoller Typ und weiß aktuell leider nicht so richtig, was er mit seinem Leben anfangen soll. Sprachen fallen ihm nicht leicht und das ist ungeschickt. Anscheinend sind ein Auslandsaufenthalt und -kontakte unabdingbar für eine kleine Karriere. Deshalb lernen viele Studenten Spanisch oder auch Niederländisch, um in Europa Arbeitserfahrung zu sammeln oder eine (günstigere) Ausbildung zu genießen. Zwei Kumpels von Muhammad wollen sogar Deutsch lernen, um dort ihren Master machen zu können. Problem ist leider nur, dass die meisten pakistanischen Bachelorstudiengänge immer noch 2 Jahre lang gehen und dementsprechend in Europa nicht anerkannt werden.

Wir fahren auf die Margalla Hills. Eigentlich gibt es hier schöne Trails, aber ich bin zu groggi. Wir haben es von haram (verboten) und makruh (unerwünscht), zwei gesetzliche Kategorien des Islam. Bekanntlich zählen Alkohol und Schweinefleisch als haram. Hashish ist bspw. makruh und wird laut Muhammad viel konsumiert.

Reclamheft-Empfehlung: Annemarie Schimmel - Die Religion des Islam





Nach 2 Stunden, in denen mir Muhammad seine Lieblingsspots gezeigt, mit mir eine Geburtstagszigarette geraucht und wir über Allah und die Welt gesprochen haben, endet die Fahrt, ich hab hunger. Erneut völlig unerwartet meint er als ich nach Geld krame: “man, you are my friend, you won’t pay anything for the ride” - nach zwei Stunden fahrt, und den Spritpreisen, die in den letzten zwei Monaten um 40% gestiegen sind auf etwa unter einem Euro pro Liter… irgendwann gewinne ich dann doch die Diskussion und er nimmt das Geld an.



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An einer Essensecke hole ich mir noch einen kleinen Snack, bestehend aus einem frisch gemixten Mango-Bananen-Milch-Drink und ein Maismix in einer mit Salz gefüllten Pfanne erhitzt (so gut!).

Im Guesthouse angekommen erwartet mich eine kleine Geburtstagstorte von Shazi als kleine Entschuldigung, wir müssen unsere Citytour doch noch um einen Tag verschieben. Was ein Tag. Ich fühlte mich zu keiner Zeit alleine und immer sicher.



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Wenn ihr spezielle Fragen an Land und Leute habt, gerne schreiben und ich begebe mich auf die Suche nach einer Antwort.

Ciao.

 
 
 

1 Kommentar


florian.lay
17. Juni 2022

Liebs 🥰

Grüß die Welt !

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