top of page

03 Islamabad 02

  • Autorenbild: Lukas Nagy
    Lukas Nagy
  • 17. Juni 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Datum: 16.06.2022

Location: Islamabad

Musik auf den Ohren: Arif Lohar - Bhaag Milkha Bhaag und mehr (ein Volksmusiker aus der Provinz Punjab, der vor allem mit einem traditionellen Percussionsinstrument, der Chimta musiziert), eine Empfehlung von Studenten aus Islamabad.


Dezent peinlich

Mein zweiter Morgen startet mit dem erneuten Besuch der Faisal Moschee. Von weitem sieht sie eher wie eine Raumfahrtstation aus, mein Taxifahrer ist da anderer Meinung. Ja ich laufe wenig. Einerseits aufgrund der Wärme, andererseits wegen dem erschwinglichen Preis (pipapo 1€/10 min).

Ich ziehe meine Schuhe aus, gebe sie ab und laufe den Anderen hinterher. Heiß, heiß, heiß … irgendwann geht das Gehen in einen Flamingoschritt über, ich spurte zum nächsten Schattenfeld. Obwohl wir gerade mal 10 Uhr haben ist der Steinboden verdaaammt heiß, wir haben grad mal 38 Grad. Peinlich … vor allem weil man Rennen in einer Moschee eher vermeiden sollte, laut dem Moschee-Knigge jedenfalls. Naja, ich bin halt immer noch ein Touri. Jetzt fällt mir auch auf, dass es extra Wege mit weißem Steinboden gibt, die wesentlich kühler sind.


Funfacts Faisal Moschee:


- Bauzeit: 1976 bis 1986

- Finanzierung: der damalige König von Saudi Arabien, Faisal

- Größe: 6t größte Moschee der Welt

- Kapazität: um die 70.000 Anbeter im Hauptbereich und weitere 200.000 auf den umliegenden Grünflächen.

- Design: von einem türkischen Architekten namens Vedat Dalokay, dessen Inspiration ein Beduinenzelt war.

- Farbe weiß: gilt grundsätzlich als Farbe der Göttlichkeit. Der weiße Streifen auf der Flagge Pakistans steht für die religiösen Minderheiten, gegenüber der 96% Mehrheit der Muslime, als grüner Bereich dargestellt.


ree


ree


ree

Weiter geht es in das Museum der pakistanischen Geschichte. Dort bekomme ich nach kurzem Aufenthalt eine private Tour von zwei Studenten, die mir viel über die Diversität Pakistans und den Einfluss der Nachbarstaaten, vor allem Persiens und Zentralasiens erzählen. Zwischendurch erlischt das Licht im Museum, scheint seit ein paar Monaten ein Klassiker zu sein. Darüber habe ich mittlerweile diverse Theorien gehört. Die einen meinen, dass Pakistan vor allem von Hyrdoenergie gespeist wird, was in den vergangen Monaten bei Wasserknappheit zu Überlastungen des Stromnetzes geführt hat. Wiederum die anderen meinen, dass es am im März gewählten Premierminister liegt, dessen Finanzhaushalt wenig für die Instandhaltung der Stromerzeuger liefert. Ein schneller Faktencheck ergibt, dass erneuerbare Energien zumindest einen Anteil von 42% ausmachen, also in etwa so viel wie Deutschland, Stand 2020.

Wie dem auch sei, wir laufen mit Handylicht weiter. Mir wird klar wie stolz die beiden auf ihr Land und dessen Handwerk, Landschaft und Farbfröhlichkeit ist. Sie sind mit ihrer ganzen Studentenklasse da und stellen mir eine Kommilitonin vor. Mein erstes Gespräch mit einer Frau in Pakistan bleibt leider auf einem sehr flachen Smalltalklevel, die Jungs unterbrechen mit einer Selfiesession.

So habe ich einiges gelernt, einiges auch schon wieder vergessen und neben Pakistan irgendwie ein größeres Interesse für Iran bekommen.


Shazi night

Am Abend ziehe ich mit Shazi, meinem Couchsurfing Host, los in die City. Es geht zunächst nach Rawalpindi, der südlichen Zwillingsstadt, die wesentlich älter, chaotischer und somit authentischer ist. Die Coolen nennen sie auch Pindi. Dort musste ich erstmal das Straßenqueren lernen: einfach Kurshalten, Geschwindigkeit halten und evtl. mal eine Hand ausstrecken, laut Shazi. Einschub: In den ersten vier Tagen habe ich bereits vier moderate Motorradunfälle mitbekommen, also vor dem Verkehr habe ich noch großen Respekt.

Wir verbringen einige Zeit im Raja Bazaar, ein Straßennetz mit lauter kleinen „Läden“ oder besser gesagt Garagen. Es scheint mir als bekomme man hier alles. Ich fühle mich voll wohl, so ein Chaos ist für mich immer faszinierend.

Die nächsten Stunden hangeln wir uns von Chai zu Erfrischungssaft zu Bäckereisnack zu Eis zu Chai zu Obst und beenden den Abend mit einer spaßigen Fahrt auf einem EzBike (elektrische kleine Mopeds) im mittlerweile beruhigten Verkehr in Islamabad. Shazi zeigt mir seine Lieblingsspots und ich darf mal wieder nicht zahlen … hier in Bildern:


ree


ree


Zwischendurch zeigt er mir typische Brautkleider, wie wärs Rebekka? Er erzählt mir außerdem, dass er vorletzten Monat seine Verlobungsfeier hatte, nächstes Jahr heiraten wird und seine Verlobte liebt. Love marriage ist laut Shazi mittlerweile üblich in Pakistan. Trotzdem ist er bis zur Hochzeit noch „single“, erzählt er mir mit einem Zwinkern.

ree

Dann suchen wir nach passenden Hochzeitskitteln für uns.

ree


ree

ree

ree

Nach der Nacht denke ich, dass ich den direktesten und offensten Pakistani kennengelernt habe, der auch bei religiösen Themen kein Auge trocken lässt. Shazi nimmt mich am nächsten Morgen mit Richtung Lahore und sperrt meinem großen Rucksack bei sich zu Hause weg. Ein verdammt lieber und witziger Typ. Pakistan scheint das Land für Couchsurfing zu sein.


Bis dann.

 
 
 

Kommentare


© 2022 by NAGY IN THE WILD. Proudly created with Wix.com

bottom of page